Fünf Wegweiser zurück ins Berufsleben

Sie wollen mit einer chronischen Erkrankung so normal wie möglich weiterleben? Privat und beruflich möchten Sie aktiv bleiben? Wir sagen Ihnen, wie das gehen kann. Fünf praktische Tipps können Ihnen dabei helfen, Ihren Alltag Schritt für Schritt wieder zu meistern.

1. Meine Diagnose und wie ich daraus lernen kann

Zu erfahren, dass man eine chronische Erkrankung hat, ist für Menschen jeden Alters schwer zu verdauen. Vielleicht haben Sie Ihre Diagnose anfänglich gar nicht wahrhaben wollen, das geht vielen Menschen so. Die meisten Betroffenen brauchen etwas Zeit, um alles zu verarbeiten. Das ist gerade am Anfang nicht einfach. Für manche Betroffene kann eine eindeutige Diagnose und die damit verbundene Klarheit aber auch Erleichterung verschaffen. Mit der Zeit können Sie Ihren eigenen Weg finden, mit Ihrer Diagnose umzugehen und ihr Leben neu zu gestalten. Vielleicht möchten Sie ihre Ideen am Anfang in einem persönlichen Tagebuch notieren. Die ersten Schritte sind eine große Herausforderung, doch je mehr Fragen Sie für sich selbst beantworten können, desto besser kennen Sie Ihre Möglichkeiten.

Wenn Sie sich intensiver mit Ihrer Diagnose beschäftigen, werden Sie merken, dass Sie damit nicht allein sind. Sie können auf Ihrem Weg Menschen begegnen, denen es ähnlich geht. Selbsthilfegruppen sind eine gute Möglichkeit, in kurzer Zeit neue Einblicke und unverhoffte Anregungen durch die Erfahrungen anderer zu bekommen. Meist verfügen Selbsthilfegruppen auch über verlässliche Netzwerke zu Fachärzten und können auf diese Weise für Sie von Bedeutung sein. Oft ist es hilfreich, sich im persönlichen Gespräch auszutauschen – ob mit anderen Betroffenen oder Mitgliedern einer Patientenorganisation. Aber vielleicht möchten Sie fürs Erste auch einfach nur zuhören. Auch dann sind Sie dort herzlich willkommen.

2. Meine Erkrankung und wie ich sie besser verstehe

Indem Sie genauer verstehen, was die eigene Erkrankung bedeutet, eröffnen sich Ihnen neue Perspektiven und Möglichkeiten. Deshalb ist es in dieser Phase wichtig, Informationen zu sammeln und herauszufinden, was Ihnen und Ihrer Gesundheit gut tut. Führen Sie intensive Gespräche mit Ihrem Arzt, um zu erfahren wie die Erkrankung Ihren Körper beeinflusst und auf welchen Krankheitsverlauf Sie sich einstellen sollten. Spezialisierte Fachärzte können Sie mit Blick auf geeignete Behandlungs- und Therapiemethoden fachkundig beraten.

Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Wohlbefinden, indem Sie im Alltag verstärkt auf sich selbst achten. Lernen Sie, die Signale Ihres Körpers zu deuten und nehmen Sie sie ernst. Gönnen Sie Ihrem Körper regelmäßige Pausen, sowohl im Berufsalltag als auch in Ihrer Freizeit. Dabei macht es natürlich einen Unterschied, ob Sie an chronischen Rückenschmerzen oder einer Verdauungsstörung leiden, ob Sie 30 oder 60 Jahre alt sind. Regelmäßige Bewegung sowie Entspannungs- und Lockerungsübungen können dabei helfen, Stress abzubauen und den Alltag besser zu bewältigen. Überdenken Sie Ihren Tagesablauf und nehmen Sie sich bewusst Zeit für schöne Dinge. Sie werden sehen, dass Sie auch gesundheitlich davon profitieren können.

3. Mein privates Umfeld

Viele Menschen verschweigen ihre chronische Erkrankung zunächst und schrecken davor zurück, mit Familienmitgliedern und Freunden über ihre Diagnose zu sprechen. Sie haben Angst, ihr soziales Umfeld zu verlieren oder private Lebensinhalte aufgeben zu müssen. Doch auch wenn es schwer fällt, von der eigenen Erkrankung zu erzählen, kann der offene Austausch mit Menschen, die Ihnen nahe stehen, den Umgang mit Ihrer neuen Lebenssituation erleichtern. Wenn Ihre Familie und Freunde wissen, wie es Ihnen geht, können sie Sie besser verstehen und unterstützen. In den meisten Fällen werden Sie große Loyalität erfahren, die Ihnen bei der Bewältigung Ihres Alltags enorm helfen kann. Natürlich muss nicht jeder entfernte Bekannte von Ihrer Erkrankung wissen. Doch es kann Ihnen Kraft geben, wenn Sie Ihre engen Vertrauten hinter sich haben. Gegebenenfalls kann es sogar sinnvoll sein, dass ihnen nahe stehende Personen Sie zum Arzt begleiten, um zu erfahren, was Ihre Erkrankung für Angehörige bedeutet.

Die Diagnose chronisch krank ist für fast alle Betroffenen und auch für deren Angehörige zunächst ein Schock. Das Leben mit der Erkrankung kann vor allem in der ersten Zeit der Umgewöhnung anstrengend und belastend sein. Dennoch gibt es für Sie Wege und Möglichkeiten, um Ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Wenn Sie dazu bereit sind, finden Sie hierzu auch Unterstützung. Bewahren Sie sich Ihre privaten Wünsche und Träume und überlegen Sie, am besten gemeinsam mit der Familie oder Freunden, wie sich diese unter den gegebenen Bedingungen verwirklichen lassen.

4. Mein berufliches Umfeld

Eine chronische Erkrankung im beruflichen Kontext offen anzusprechen, ist eine noch größere Herausforderung als im privaten Umfeld. Oft dominieren Angst um den Arbeitsplatz und Unsicherheit, was die Reaktion von Vorgesetzten und Kollegen betrifft. Nur Sie selbst können entscheiden, ob Sie diesen Schritt gehen möchten und wann hierfür der richtige Zeitpunkt ist. Wichtig ist, dass Sie sich mit dieser Frage früher oder später auseinandersetzen, damit Sie sich nicht dauerhaft damit belasten.

Überlegen Sie auch, ob es vielleicht sinnvoll wäre, vor dem Termin mit dem Chef noch mit jemand anderem zu sprechen. Dafür könnten der Betriebsrat oder die Schwerbehindertenvertrauensperson in ihrem Unternehmen in Frage kommen. Beide können Sie in Ihren Belangen unterstützen und als Vermittler auftreten. Ein wichtiger unabhängiger Ratgeber ist der Betriebsarzt. Er kennt Ihre Arbeitsbedingungen und kann die Auswirkungen Ihrer Krankheit auf die Arbeitssituation am besten beurteilen. Er berät Sie kompetent und unterliegt, wie jeder Arzt, der gesetzlichen Schweigepflicht. Er ist außerdem ein interner Experte für Arbeitsmedizin und -strukturen und kann Vorschläge machen, wie Ihr Arbeitsplatz an Ihre neuen Bedürfnisse angepasst werden könnte. Eine aufgeschlossene Unternehmenskultur erleichtert den offenen Umgang mit der Erkrankung und schafft in der Regel Entlastung und zugleich Vertrauen. Sie werden in den meisten Fällen auf Verständnis und Entgegenkommen stoßen und können anschließend, gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber, nach Lösungen suchen, die für beide Seiten praktikabel sind. Wenn Ihr Chef um Ihre Erkrankung weiß, kann er zum Beispiel häufige Arztbesuche besser nachvollziehen und Ihnen hierfür flexible Arbeitszeiten einräumen.

5. Mein Weg zurück ins Berufsleben

Viele chronische Erkrankungen können sich auf die berufliche Tätigkeit auswirken. Besonders dann, wenn sie sich nicht verbergen lassen und Ihre Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist. Wenn es Ihnen jedoch gelingt, weiterhin am Berufsleben teilzunehmen, können Sie langfristig davon profitieren. Es gibt eine breite Palette an Möglichkeiten, um den Wiedereinstieg und Ihre zukünftige berufliche Laufbahn zu gestalten. Denn auch mit einer chronischen Erkrankung können Sie wertvolle Arbeit leisten, die Ihnen Anerkennung und Erfolgserlebnisse bringt. Je länger Sie jedoch vom Arbeitsplatz fern bleiben, desto schwieriger ist es unter Umständen, wieder einzusteigen. Informieren Sie sich daher wenn möglich innerhalb der ersten ein bis zwei Monate nach Ihrer Diagnose über Ihre Möglichkeiten. Um den Anschluss ans Berufsleben nicht zu verlieren, sollten Sie versuchen, nach ca. zwei Monaten zumindest wieder stundenweise zu arbeiten.

Je nach Erkrankung bieten sich verschiedene Anpassungen des Arbeitsplatzes an. Erschwert Ihnen Ihre Krankheit beispielsweise den termingebundenen Kundenkontakt, so können Sie um eine Versetzung in eine andere Abteilung bitten. Wenn starre Arbeitszeiten für Sie ein Hindernis darstellen, können Gleitzeitmodelle oder Home-Office-Lösungen neue Perspektiven eröffnen. Sollte Ihr bisheriger Arbeitgeber solche Voraussetzungen nicht schaffen können, kann auch ein Jobwechsel oder eine Umschulung eine sinnvolle Überlegung sein. Machen Sie sich keine Sorgen um Kosten, wie z.B. für die Anpassung des Arbeitsplatzes. Für solche Maßnahmen bekommt ihr Arbeitgeber finanzielle Unterstützung im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).

Sollten Sie durch Ihre Erkrankung stärker beeinträchtigt sein, kann die Feststellung des Grades der Einschränkung ein weiterer Schritt sein, um Ihnen den Alltag zu erleichtern. Mit der Einstufung bzw. Anerkennung von Beeinträchtigungen können im Einzelfall weitere, individuelle Fördermöglichkeiten bereitgestellt werden. Dabei kann Ihnen beispielsweise Ihr Betriebsarzt, die Agentur für Arbeit oder das zuständige Integrationsamt behilflich sein. Nach einer Abwesenheit von mehr als sechs Wochen gibt es zahlreiche Angebote, die Ihnen dabei helfen, an Ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Nach einer längeren Krankheitsphase, wie etwa nach einem Bandscheibenvorfall, benötigen sie eventuell eine Rehabilitations- oder Umschulungsmaßnahme. Dabei kann Sie das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) unterstützen.